Ich würde behaupten, dass ich gut mit Veränderungen umgehen kann. Ich bin keine Kulturpessimistin, sehe meist das Gute im Wandel. „Früher war alles besser“ - nö. Im letzten Jahr jedoch, war es selbst mir ein bisschen zu viel. Nach vielen gemeinsamen Jahren trennten der Vater meiner Kinder und ich uns. Auch in Sachen Job stand ein großer Umbruch an. Dadurch änderte sich mein ganzes Leben. Nicht zum Schlechten, es war einfach plötzlich ALLES anders.
Ich brauchte Monate, um mich daran zu gewöhnen. Und zu guter Letzt ging auch noch die Reinigungskraft, die uns 12 Jahre lang im Haushalt unterstützt hatte, in Rente.
Erst, als sie nicht mehr jede Woche kam, um unser Leben in Ordnung zu bringen, merkte ich, wie sehr sie mir fehlte. Wie wichtig sie für uns gewesen war. Niemals hätten wir die Jahre mit zwei kleinen Kindern und zwei zeitintensiven Jobs so gut geschafft ohne sie.
Nun waren die Kinder groß und die Hälfte der Zeit bei ihrem Papa. Ich dachte: „Dann mache ich das halt jetzt selbst!”
Leichter gesagt, als getan.
Denn diese Frau, die schon fast Teil unserer Familie war, sie war eine begnadete Haushälterin. Sie war SO gut in dem, was sie tat und sie tat es gerne. „Ich liebe Putzen!“ sagte sie oft und riss mir den Lappen aus der Hand. Ich bin eher das Gegenteil. Eine grauselige Hausfrau. Auf allen Ebenen. GERNE mache ich daran nichts. LIEBE? Haha. Wobei? Mittlerweile… Doch, von vorne.
Ich bin eigentlich fast täglich davon begeistert, dass ich es überhaupt schaffe, einen Haushalt zu führen, der einigermaßen vorzeigbar ist. Für mich ist das nichts Selbstverständliches, ich habe es nicht gelernt. Wo lernt man sowas, fragt ihr. Ich denke, zuhause. Meine Mutter war alleinerziehend und heute putzen, sortieren und kochen wir oft zusammen, sie kann das alles eigentlich sehr gut. Manchmal glaube ich, sie hat es mir mit Absicht nicht beigebracht? Für Frauen hat es ja eher Nachteile, wenn sie zu gut im Haushalt sind… (das muss ich jetzt nicht weiter ausführen, denke ich, ihr wisst, was ich meine). Falls dem so sein sollte, hat es gewirkt: Bis vor ein paar Jahren wusste ich nicht mal die Basics. Ich habe alles, was mit Haushalt zu tun hatte, einfach konsequent vermieden. In meinen Zwanzigern habe ich so selten gekocht, dass ich ernsthaft in Erwägung gezogen habe, die Küche rauszureißen und zum begehbaren Schrank umzubauen. Außerdem war ich so selten zuhause, dass auch Putzen fast nie ein Thema war. Kaum hatte ich ein festes Gehalt, leistete ich mir eine Putzhilfe. Also: Da war nichts. Häusliche Dinge - nicht mein Ding. Dass ich es heute schaffe, dass die Kleidung meiner Kinder (meistens) sauber ist, ihre Bettwäsche regelmäßig gewechselt wird, dass sie von sauberen Tellern essen. Dass wir nicht im völligen Chaos versinken. Dass ich diesen Haushalt und diese Familie am Laufen halte…
Es erscheint mir immer wieder wie ein Wunder.
Aber ich schaffe das mittlerweile. Und jetzt putze ich auch noch selbst. Ich kämpfe gegen Kalk und Staub, gegen Haare im Abfluss und Fettablagerungen auf der Dunstabzugshaube. Gegen Eis im Kühlfach und gegen muffelige Teppiche. Gegen das Chaos und den Schmutz und die Motten und den Ekel. Jeden. Verdammten. Tag. Denn ich mag es sauber. Und ordentlich. Und dann ist das echt ein Haufen Arbeit.
Es ist SO viel - aber je mehr ich mich mit dem Thema befasse, desto mehr - ja - Spaß?? Macht es mir. Tatsächlich musste ich in den letzten Wochen und Monaten feststellen, dass mir Putzen mittlerweile meist Freude macht. Es kostet mich zwar viel Zeit und Energie und ich bin immer noch nicht so gut darin, dass ich wirklich schnell bin (außerdem muss ich jetzt echt mal anfangen, mit Handschuhen zu putzen…), aber es ist keine totale Last mehr. Und es ist ein sehr befriedigendes Unterfangen - man sieht den Erfolg ja sofort.
Jedoch: Meine Haushaltsführung muss nebenbei passieren und ist deshalb nie perfekt. Wenn ich im Home Office arbeite, dann falte ich zwischendurch Wäsche (kennt ihr diesen Trick?), putze das Waschbecken oder wische den Kühlschrank aus. Manchmal läuft um 8 Uhr morgens schon eine Waschmaschine, zwischen zwei Meetings oder am Telefon wische ich Schubladen aus und räume auf.
So ganz blitzeblank, so wie es früher war, nachdem die Reinigungskraft da war (und nur dann) ist es aber nie mehr und das fehlt mir. Ich bin so viel mit dem Tagesgeschäft (also alles einigermaßen in Schuss halten) beschäftigt, dass Extra-Projekte (wie mal einen Dampfreiniger im Baumarkt ausleihen oder die Wasserhähne entkalken) leider nie passieren. Entsprechend sehen die Heizkörper aus. Die Dielen müssten mal abgezogen werden, die Leisten neu lackiert.
Dafür mag ich es (don’t judge!) mittlerweile, mich mit Freunden und Freundinnen über Putz-Hacks auszutauschen. Zuletzt habe ich in großer Runde (viele Männer!) diskutiert, wie man Wolle und Kaschmir am besten durch den Winter bringt. Meine Taktik: Alles durchwaschen, Vakuumisieren, Lavendeln und Mottenpapier dazu. Vorher muss man noch sicher gehen, dass keine Motten irgendwo hängen, zur Not immer mit Schlupfwespen arbeiten.
Und letzte Woche war ein alter Freund (auch hier: männlich!) von mir zu Gast und wir haben nicht nur Hacks ausgetauscht (und Insta-Videos) sondern auch so Dinge gemacht, wie die Ofentür ausgehängt und blitzeblank gewischt. Das war herrlich und wir haben es beide abgefeiert.
Ich koche zwar leider immer noch nicht gerne, aber ein kleiner Twist in meinem Gehirn war es schon, als ich den Ansatz aus „Eine Frage der Chemie“ so richtig verinnerlicht hatte. Ich mag es wissenschaftlich und ja: Kochen ist Chemie. Wie verbinden sich Inhaltsstoffe und Geschmäcker und Konsistenzen? Bei welcher Temperatur? Beim Backen hat mir das schon immer Spaß gemacht (ich LIEBE Backen), beim Kochen versuche ich es regelmäßig, bisher mit mäßigem Erfolg, obwohl mein Interesse groß ist. Mir fehlt am Ende die Geduld und es kommen nur leichte Dinge auf den Tisch.
Auch Putzen ist Chemie.
Säure (Essig reicht) hilft gegen Kalk im Bad, Fettlöser (Spüli) gegen Fett in der Küche. Und mit wenigen Dingen (ich finde: Essig-Essenz, Zitronensäure, Natron, Spüli, ein Lappen, ein altes T-Shirt, eine alte Zahnbürste) kann man die ganze Wohnung sauber bekommen, mehr braucht es nicht. Faszinierend, oder? Neben der Chemie sind es folgende Tricks und Hacks, die mir den Haushalt erleichtern:
Dabei Podcast oder Hörbücher hören.
Gamify your life. Zum Beispiel von Zimmer zu Zimmer gehen und immer die Uhr stoppen und dann so lange aufräumen, wie diese läuft. Überhaupt fange ich immer hinten in der Wohnung an und arbeite mich dann vor.
Beim Aufräumen gibt es zwei Key Elemente: 1. Erstmal muss für alles ein Platz definiert sein (und es ist nur EINE Kruschel-Schublade erlaubt!). 2. Man muss immer aufräumen, bis alles ordentlich ist. Sonst macht es keinen Spaß.
Böden wische ich ohne Eimer, stattdessen wasche ich den Lappen am nächsten Waschbecken aus.
Handschuhe helfen. Wirklich.
Wenn du die Welt nicht mehr verstehst: Räum deinen Schrank auf. Hilft bei mir immer. Ordnung im Schrank, Ordnung im Kopf.
Wenn du einen guten Loslassen-Tag hast: nutze ihn und sortiere aus. (Manche schwören auch auf die 12-12-12-Methode)
Außerdem:
Bettwäsche muss man mit 60 Grad waschen, Handtücher ebenfalls. Ich liebe es, wenn sie dann so richtig frisch und sauber riechen.
Die Waschmaschine sollte man ab und zu sogar leer bei 90 Grad laufen lassen, dann fängt sie nicht an zu stinken.
Bei Salz und Klarspüler in der Spülmaschine finde ich: Mehr ist mehr.
Mehr Haushalts-Tipps findet ihr hier (ich liebe Tipp 19) und hier. Ist es nicht spannend, Cleaning-Artikel aus anderen Ländern zu lesen? Ich habe das Gefühl, die Briten und Amis putzen komplett anders als wir (in den USA wird Wäsche zum Beispiel auch Standard bei 20 Grad gewaschen, EISKALT, da wird doch nichts sauber?).
Und wer jetzt denkt, das sei lapidar, nicht der Rede wert, echt wie banal?! Ich finde es überhaupt nicht banal. Denn wenn man einen Haushalt ORDENTLICH führen will, zumal einen Haushalt mit Kindern, in dem echt gelebt, gekocht und rumgeschmutzt wird. Das ist ein Full Time Job. Es gibt immer etwas zu tun. Ein Messer zu schleifen, eine Glühbirne zu wechseln. Eine Fuge zu reinigen, einen Spiegel zu polieren, eine Schublade zu sortieren. Und nebenbei noch Kochen, Wäsche waschen, Wäsche aufhängen, Wäsche falten, Bügeln (?!), Spülmaschine ausräumen, einräumen, Backblech putzen. Den Wasserkocher entkalken, das Flusensieb säubern. You name it.
Ich denke, wenn wir diese täglichen Arbeiten nicht als “nicht der Rede wert” ansehen würden, sondern als das, was sie sind: Wichtige Dinge, hinter denen eine Menge Wissen und Routinen stehen. Dann würden sie vielleicht auch ernster genommen? Über Jahrhunderte haben Frauen das einfach so gemacht. Ohne Mucken und Murren und gratis. Niemand hat es wertgeschätzt. Das bisschen Haushalt. Dabei ist es nicht nur echte Arbeit, sondern es macht auch einen Unterschied, WIE man das macht. Man kann es schlecht oder gut machen. Interessanterweise haben die Männer, die ich kenne, die fitte Hausmänner sind, enorm viel Ahnung und sind richtig gut darin. Es macht nämlich auch wirklich ein bisschen Spaß, sich dieses Wissen anzueignen. Aber - wie bei allen Dingen - macht es auch nur Spaß, wenn es gesehen wird. Bei Männern wird es das automatisch. Und bei mir? Ich wertschätze es selbst, weil ich es eben überhaupt nicht selbstverständlich finde, diesen Job zu machen (und wahrscheinlich auch, weil ich enorm spät damit angefangen habe). Wir sollten einen coolen Haushalt-Podcast starten, was meint ihr. Viel mehr Artikel dazu schreiben. Das Thema sollte präsenter sein - denn es betrifft doch wirklich buchstäblich alle.
Mittlerweile bewundere ich Menschen (die meisten weiblich), die einen blitzeblanken Haushalt über Jahre und Jahrzehnte führen. Ich meine das ernst, ich finde es bewundernswert, eine große Leistung. Lesetipp dazu: dieser wundervolle Artikel im SZ-Magazin. Rührend, wie die Autorin den Haushalt ihrer Mutter beschreibt. “Das Ceranfeld hat seit dreißig Jahren keinen Kalkrand mehr gesehen. Die Fronten keinen heruntergelaufenen Kaffeetropfen. Das kleine Fach unter dem Herd, in dem sich überall auf der Welt Krümel sammeln: bei meiner Mutter nicht. Die Kochlöffel geölt. Die Messer geschärft. Der Fettfilm auf der Dunstabzugshaube: Welcher Fettfilm?” Ich kann den Stolz der Mutter nachvollziehen. Finde ihn gerechtfertigt.
Denn auch, wenn ich mittlerweile ganz okay klar komme. Wenn mir eine blitzende Armatur und ein frisch bezogenes Bett (Wonne!) Und auch der Weg dahin, Freude bereiten… Wenn ich es nicht machen müsste, ich würde es lassen. Wenn ich nicht so nerdy wäre und so zwiegespalten (eine Putzhilfe einstellen ist ja schon auch ein Politikum)… Ich würde den Haushalt wieder auslagern. Sofort. Ich würde jemanden fürs Putzen bezahlen und fürs Kochen auch. Und für die Wäsche! Und fürs Bügeln! Denn: in mir schlummert - so wie bei den meisten vermutlich - ein Lars. Lars, das ist der Protagonist aus „Kleine Probleme“ von Nele Pollatschek. Ein herrliches Buch. SO lustig. Und eigentlich ist es dieses Buch, das mich zu diesem Text inspiriert hat (Und die Saison - Frühjahrsputz, Baby). Denn das Leben ist anstrengend. Es ist immer unendlich viel zu tun. Es ist SO schwer, sich nicht einfach wieder aufs Sofa zu legen. Und wenn man alles schleifen lässt. Dann ist es so anstrengend, das Chaos zu ignorieren.
Wobei ich es mittlerweile auch bewundernswert finde, wenn man das kann. Mit dem Chaos leben und nicht das Bedürfnis haben, alles blitzrein und ordentlich zu machen. Ich kann das nämlich nicht (mehr). Wenn es hier chaotisch ist und der Boden krümelig, dann fühle ich mich unzureichend und unorganisiert. Ich MUSS das dann in Ordnung bringen, sonst habe ich keinen Peace of Mind.
Und das ist manchmal echt anstrengend, vor allem wenn noch zig andere Dinge anstehen.
Hat euch dieser Artikel Lust auf Putzen gemacht? Ich hoffe es. Schickt mir gerne eure liebsten Haushalts-Hacks. Per Mail, in den Kommentaren oder auf Instagram, dort teile ich sie dann!
Insta-Tipps
Was wäre dieser Newsletter ohne ein paar Insta-Putz-Videos zum Putzen? Es ist irre satisfying, sich das anzuschauen, ASMR pur. Lass euch aber nicht den ganzen Scheiß andrehen, wie gesagt: Essig und Spüli reichen eigentlich, dazu ein Lappen und ein ganz normaler Staubsauger (obwohl ich schon enorm tempted bin, mir so ein stehendes Ding zu kaufen, Staubsauger rausholen (und wieder aufräumen!) Ist schon eine große Hürde…)
Der absolute Knaller ist dieser junge Mann hier (der macht aber extrem viel Product Placement), ich liebe die Authentizität von diesem Kanal. Und DIE sind auch der Knaller!
Ein weiterer Tipp: Mal wieder ein Rezept von Sophia. SPARGEL-Salat. Wobei Salat? Na egal. Ich hatte vor Kurzem zufällig alle Zutaten zuhause und es war mega lecker und gar nicht soooo aufwendig.
Serien-Tipp
The Gentlemen ist seit Langem mal wieder eine Serie, die mir echt Spaß macht. Von Guy Ritchie (yes) und auf Netflix. Herrlich absurd und sarkastisch und englisch.
Nagel-Tipp
Meine Nägel sind so unglaublich brüchig zur Zeit, ich schlucke seit Wochen Kieselerde, nichts hilft (könnte das auch mit den Handschuhen, die ich zu selten trage, zusammenhängen…) Deshalb kommt so etwas, wie Shellac oder Gel gerade noch weniger in Frage, als sonst. Aber die BB Cream Nails, die sind so schön! Ich finde, am besten klappt der Look zuhause mit drei Lagen “Mademoiselle” von Essie, und dem Gel-Überlack, ebenfalls von Essie. Hält bei mir zwar nicht lang aber zwei Tage Joy - immerhin.
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