Wenn man die gruseligen Frauenzeitschriften der Nullerjahre durchblättert, findet man sie en masse. Tipps und Tricks, wie Männer um den Finger gewickelt werden können, welche Outfits unwiderstehlich sind und Tests, die enthüllen sollen, “ob er wirklich was von dir will”. Auch heute noch prägt viele weibliche Wesen diese Denke. Sie machen Dinge, um dem männlichen Blick zu gefallen, kaufen Dinge, um ihm zu genügen. Der “Male Gaze”, er verfolgt uns. Die Prägung sitzt tief. Auf TikTok und Instagram gibt es zum Beispiel unzählige Videos, in denen Frauen ihre Männer fragen, welche Looks sie gut finden:
Hot or not?
Wenn es nach den Typen geht, kommt oft heraus: Sie mögen Jeans und T-Shirt. Outfits, in denen eigentlich nur Models gut aussehen und die vor allem überhaupt keinen Raum für Individualismus oder Exzentrik lassen. Clean und natürlich und bloß nicht zu auffällig wollen sie ihre Frauen also haben. Schlank und blond am Ende noch. Gähn.
Deshalb liebe ich es, dass in den letzten Jahren in den sozialen Medien immer wildere, buntere Outfits gefeiert werden. Von allen, egal, welcher Body Type. Oversized, gelayered, bunt und zu hundert Prozent “Men Repeller”. Also Looks, „die Frauen lieben und Männer hassen“. Man kann Leandra Medine kritisieren und sonstwas über sie erzählen (ich mag sie), aber das muss man ihr lassen: sie hat vor über 10 Jahren etwas begonnen oder zumindest benannt, was sich langsam aber sicher immer mehr durchsetzt: Dass Frauen modisch ihr Ding machen und ganz sicher nichts anziehen, weil es Männern gefällt. Passend dazu: einer meiner liebsten Video-Trends letztes Jahr: Fashion Girls mit dem Overvoice von Julia Fox: “Men hate my Outfits. They’re so mad that I'm not, like, hot, like how I was in uncut gems” (Hier zum Beispiel von Caetabana)
Vielleicht wurde all das genau im letzten Jahr auf die Spitze getrieben. “Women are no longer dressing to appear “flattering” thin or meet conventional beauty standards. Instead, women are prioritising individuality, comfort, and authenticity”, heißt es in diesem Video. Da kann man jetzt sagen: sowas gab es schon immer, Baggys, Streetstyle… Aber ich möchte glauben, dass Mode auch politisch ist. Dass das alles mehr bedeutet.
Deshalb finde ich den Zusammenhang, der im Video ebenfalls angesprochen wird, logisch. Und er ist mir in den letzten Monat häufig über den Weg gelaufen, er heißt:
Decentering Men.
Der Hintergrund ist das 4B Movement. Die Bewegung kommt aus Südkorea und der Name bezieht sich auf die vier Grundprinzipien, die alle mit dem koreanischen Begriff bi beginnen, was in etwa „nein“ bedeutet. Nicht mit Männern ausgehen, nicht heiraten, keinen Sex mit Männern haben und keine Kinder mit Männern bekommen. Klingt extrem? Ja. Aber wer sich ein bisschen damit beschäftigt, welchen Stellenwert Frauen in Südkorea haben und welches Leben den meisten bevorsteht, wenn sie sich dem Patriarchat unterwerfen, den wundert diese Radikalität kaum. Bei mir waren es zwei Romane, die mich dazu gebracht haben, mich etwas mehr damit zu beschäftigen: “Kim Jiyoung, geboren 1982” und “Die Vegetarierin”.
Die US-amerikanische und auch deutsche Variante davon ist vielleicht einfach, Männer und eine Beziehung mit ihnen nicht mehr zum Mittelpunkt des Lebens zu machen. “Organizing my life around some idyllic future husband has always felt wrong to me”, schreibt eine Autorin in der NYT.

Das unterschreibe ich. Ich mag Männer. Ich liebe sie sogar. Ich mag es, ihre Ansichten zu hören und ich mag es auch, von ihnen begehrt zu werden. Ich liebe Männer-Arme, Männer-Körper generell. Ich schätze es enorm, wenn Männer mir nicht die Welt erklären wollen, sondern im Gegenteil, mich erklären lassen. Wenn sie sich Gedanken machen über sich und ihre Spezies, wenn sie den Lauf der Dinge kritisch sehen.
Ich möchte also unbedingt viele Männer in meinem Leben haben weiterhin. Was ich aber vollkommen unterstütze ist, sich nicht auf Männer und eine Partnerschaft mit ihnen zu fokussieren. Sondern sie einfach Teil des Lebens sein zu lassen, auch als Freunde (evtl. mit Benefits, es gibt ja so viele Möglichkeiten). “In our heteronormative society, we aren’t socialised to prioritise friendships. As people get older, find partners and have children — they focus on their privatised nuclear units.” So ist das. Und das ist nicht gesund. (Quelle)
Ich glaube außerdem, dass es sehr heilsam sein kann, keine Online Dating Apps zu nutzen. Mein Ding war das noch nie, weil da fast nur Pflaumen unterwegs waren, wenn ich es mal ausprobiert habe. Außerdem kann ich nicht nach einem Foto bewerten, ob ich jemanden mag. Ich muss ihn sehen, hören, riechen, ein paar Sätze austauschen, in LIVE. Und ich denke, so ticken wir eigentlich alle. Zudem macht man glaube ich viel öfter die Erfahrung, dass Typen sich unmöglich benehmen, emotional unerreichbar sind, ghosten, etc., wenn es einfach wildfremde Menschen sind. Viele Frauen entscheiden sich für “Boysober”, im Sinne von nicht mehr daten, um sich von solchen Erfahrungen zu erholen. Verständlich. (Siehe hier.)
Zudem finde ich es auf jeden Fall sehr sehr gesund, als Frau (und als schwuler Mann, die haben da meiner Erfahrung nach nämlich auch eine Neigung dazu) nicht so viel über Typen und was sie denken und tun und finden und meinen, nachzudenken. Wann immer wir uns in meinem Freundeskreis dabei erwischen, dass wir zu lange über einen Mann sprechen, den wir gut finden (“Und dann hat er gesagt, und dann hat er geschrieben und ich glaube einfach, er findet, oder vielleicht hat er auch ein Problem mit…”), dann ermahnen wir uns gegenseitig. Denn wir lieben Männer, aber wir wollen ihnen nicht so viel Raum geben. Vor allem wollen wir nicht ihre Psycholog*innen sein und uns Gedanken machen, die sie sich eigentlich machen müssten.
Boysober also?
Und dennoch: Ich persönlich habe ich sowas von gar nicht vor, “boysober” zu machen. Ich verstehe, dass es jüngeren Frauen phasenweise gut tut, aber ich liebe und schätze Männer dafür viel zu sehr. Ich bin sehr froh, dass ich so viele um mich habe. Und ich glaube, dass eben diese guten Typen, die Frauen zuhören und sie respektvoll behandeln (auch und gerade auf freundschaftlicher Ebene) so unglaublich wichtig sind dafür, dass wir es irgendwann hinbekommen, dass mehr Typen good guys werden. Es gibt ja mittlerweile Studien dazu, dass Frauen tendenziell progressiver werden und Männer konservativer und ich finde das schade. Ich glaube, dass wir alle gewinnen, wenn die Welt gleichberechtigt wird und da es immer Männer geben wird, die Frauen nicht zuhören wollen, ist es umso wichtiger, möglichst viele Männer ins Boot zu holen. Denn denen hören sie sicher eher zu. So schwer ist es ja auch gar nicht. Menschlich und emphatisch sein, Machtverhältnisse in Frage stellen. Ich finde das eigentlich selbstverständlich - alle Männer in meinem Umfeld sehen das genauso.
Und was die Mode betrifft: eine nicht repräsentative Umfrage bei mehreren Hetero-Männern, die mir in unterschiedlichen Konstellationen sehr nahe stehen, hat im Kern zwei Ergebnisse hervorgebracht:
Viele von ihnen sind auch ein bisschen neidisch auf die modischen Möglichkeiten, die Frauen und auch schwule Männer haben. Sie trauen sich selbst in der Hinsicht kaum etwas, weil so wenig wirklich akzeptiert wird - und kommen deshalb bei Frauen-Trends manchmal schlicht nicht mit. Mögen es aber im Prinzip, wen alle mehr Individualismus tragen.
Das absolut favorisierte Frauen-Outfit zuhause ist nicht heiße Unterwäsche oder ein Negligé oder oder. Sondern: eine weite Jogginghose. Das sei so gemütlich und auch sexy und da kann man auch gut reinfassen (Natürlich nur, wenn das gewollt ist) Smiley. Ich musste schmunzeln. Na dann.
SALE Tipps
Gerade ist ja überall SUPER Sale, also letzte Runde und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass das spurlos an mir vorbei geht. Da ich leider nicht alles kaufen kann, was ich möchte, hier meine Warenkörbe von nur zwei Portalen (ich war krank die letzen Tage und leider befülle ich dann immer wahllos Warenkörbe…). Ich freue mich, wenn ihr ein paar der Superschnapper zu euch holt. Ihr müsst schnell sein!
Bei &Other Stories gibt es gerade auf alles im Sale 15% (wird im Warenkorb automatisch abgezogen) extra und das sind meine Favoriten:
Organza-Bluse in mint, so so schön. Lackleder-Jacke für drüber, Traum-Teil mit Schnickschnack in Wolle, lieben wir! Nietenbesetzter Mini-Rock; das passende Hemd dazu, ich sehe das so sehr, dieses Outfit. Orangenes Ripp-Oberteil. Gestreiftes Kleid.







Bei Net a Porter ist dieses Jahr endlich mal wieder 70% angesagt, das gab es lange nicht. Ich nutze diesen Anlass oft, um mir ein zeitloses Basic anzuschaffen, denn da lohnt es sich natürlich, zu investieren und gute Qualität zu kaufen. In meinem Warenkorb findet ihr Folgendes:
Klassisches Hemd in orange von Frankie Shop, wunderschöne Bluse von SEA, Bomberjacke ebenfalls von Frankie Shop; zwei Teile von Isabel Marant: das lange Jeanshemd und die hübsche Safari-Jacke, ein traumhaftes Sommerkleid vom Münchner Kultlabel Horror Vacui und der perfekte Jeansrock von Agolde.







Substack-Tipps
Ich verbringe mittlerweile mehr Zeit auf Substack als auf Instagram und oh boy! Es tut so gut! Endlich wieder INHALTE anstatt dumme Zerstreuung. Letzte Woche gerne gelesen:
Das Interview mit einem meiner liebsten male friends Daniel Hilz bei der zauberhaften Louisa im Hotel Amore. Daniel ist nicht nur in Sachen Reisen eine Inspiration und Louisa ist ein Girl Crush par excellence.
Das Interview mit Tina Brown bei Pandora Sykes. Was für eine Frau. So schlau, so toll. Ach, beide. Pandora ist ebenfalls einfach umwerfend.
Und: wie absurd viel Geld man ausgeben kann, um unrealistischen Beauty Standards zu entsprechen. Unfassbar. Tut es nicht! Investiert es in etwas anderes! Bei the Devil You Know.
Thanks for reading!! Wenn euch dieser Newsletter gefällt, schickt ihn allen euren Freunden und Freundinnen.