In diesem weltpolitischen Klima einen Newsletter über SPORT zu versenden, erscheint mir irgendwie falsch. Überhaupt finde ich es eigentlich nicht sehr originell, darüber zu schreiben, dass Bewegung eine gute Sache ist. Das wissen ja alle. Auf der anderen Seite haben eine Freundin und ich vorgestern beim Yoga mal wieder festgestellt, wie gut Sport gerade in solchen Zeiten tut. Zu sich finden, den Kopf abschalten, miteinander sein. Beim Yoga singt man ja sogar zusammen, ich bin kein religiöser Mensch, aber es hat etwas von gemeinsam beten. Und das hilft! Außerdem halte ich tatsächlich das Alter um die 40 für ideal, um endlich mit Sport anzufangen, wenn man es nicht schon vorher getan hat. Genau dann wird der Körper oft ein bisschen träge, der Grundumsatz sinkt, man nimmt also eher zu. Das ist an sich kein Drama und hilft gegen Falten, ist aber eben auch selten gesund. Haruki Murakami hat in “Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede”, geschrieben, man solle sogar froh sein, wenn man zum Zunehmen neigt, der Körper sagt einem dann genau, wenn man was tun muss. Weiss ich jetzt nicht, ob ich das nicht trotzdem unfair finde und bei mir waren es eher die Zippelchen, als das Gewicht, aber vielleicht motiviert das auch die ein oder andere Person. Apropos Zippelchen. Auch die kommen bei vielen Menschen um die 40. Alles tut bisschen weh (Rücken, Knie…). Sport hilft halt nun mal gegen alles! Deshalb los.
Ich bin wirklich das absolute Gegenteil von einer Sportfluenzerin, würde ich meinen. Ich war nicht sonderlich gut im Sportunterricht, machte im Erwachsenenalter maximal sowas wie “ein Mal die Woche eine halbe Stunde schwimmen” oder “Ein Mal die Woche eine Yoga-Stunde”. Und das war eher eine Pflicht, als eine Kür.
Seit Anfang des Jahres lebe ich getrennt und direkt im Anschluss an diese große Veränderung ging es mir einige Monate lang nicht sehr gut. Obwohl es eine einvernehmliche und freundschaftliche Trennung war, fühlte ich mich oft, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Es gab zudem noch andere Stressfaktoren, ich schlief schlecht, bewegte mich zu wenig. Schnell kamen also zu all dem Leid kamen auch noch körperliche Beschwerden dazu. Ich beschloss im April endlich, wieder mehr zum Yoga zu gehen.
Für Kraft und Gesundheit - nicht fürs Aussehen
Parallel ging ich regelmäßig laufen und stellte verschiedene Dinge fest. Zunächst mal war es für mich ein Game Changer, dass ich nicht mehr “für den Bikini-Body” Sport machte. Sondern um Kraft zu haben und schmerzfrei zu sein. Natürlich sieht irgendwann auch der Körper fester aus. Aber abgenommen habe ich zum Beispiel kein Gramm. Es ist nicht so, dass ich jetzt nackt vorm Spiegel stehe und denke “Wow”. Wer das erwartet, kann nur enttäuscht werden, deshalb habe ich es einfach nie erwartet. Und das hat mir sehr dabei geholfen, am Ball zu bleiben. Also: beim Sport geht es nicht um Looks. Es geht um Gesundheit.
Dann merkte ich, dass meine Muskeln mir schnell einen Streich spielen, wenn ich zu lange nichts mache. Vier Tage kein Yoga und schon habe ich nach der nächsten Session einen so schlimmen Muskelkater, dass ich zwei Tage pausieren muss. Regelmäßigkeit ist also bei mir der Schlüssel zum Glück.
Irgendwann wachte ich morgens auf und stellte fest, dass mir nichts mehr weh tut. Selbst wenn ich stundenlang vor dem Rechner saß - mein Körper konnte das viel besser ab. Ich schlief besser, war ausgeglichener. Unfassbar, wie gut das tut, dachte ich.
Unsere Körper sind keine Maschinen, die einfach irgendwann den Geist aufgeben und kaputt gehen. Wenn wir sie pflegen und gut zu ihnen sind, dann halten sie ewig. Sprich, wenn wir unsere Muskeln einsetzen, unsere Sehnen dehnen, dann können wir eher gesund und schmerzfrei alt werden. Unser Gesundheitssystem wird vermutlich auch nicht besser werden in naher Zukunft, alleine deshalb ist es eine schlaue Sache, sich bis ins hohe Alter selbst fit zu halten. Spannend: “Wie es einem Menschen gesundheitlich geht, wird nur zu 20 Prozent durch die Gene vorbestimmt und zu 30 Prozent durch die Umwelt, in die er hineingeboren wird. Den größten Anteil an seinem medizinischen Schicksal hat jeder selbst in der Hand.” (Quelle) Und Bewegung ist ein großer Teil davon! "Körperliche Bewegung kann wie eine gute Medizin betrachtet und eingesetzt werden."
Beim Berliner Marathon sind auch dieses Jahr wieder so viele Menschen jenseits der 60 mitgelaufen. Es ist wohl erwiesen, dass gerade Ausdauersport im Alter sogar leichter fällt. Mich hat das total motiviert. Vielleicht laufe ich mit 60 auch noch mal einen Marathon? Alles ist möglich.
Ich glaube zudem auch fest an Sport für die psychische Gesundheit. Bewegung kann therapiebegleitend bei Depressionen helfen und auch dabei, Traumata aufzuarbeiten. Kundalini Yoga ist zum Beispiel eine Technik, die vielen Menschen dabei hilft, alten Ballast zu lösen. Viele Schmerzen, die Menschen so im Laufe der Jahre entwickeln, haben durchaus auch einen seelischen Ursprung. Bewegung kann hier heilsam sein.
Man kann immer anfangen, schon heute.
Man kann immer anfangen, Sport zu machen, egal, wie alt man ist, egal, wie fit man ist. Es lohnt sich immer. Welcher Sport es wird? Wichtig ist, dass es Spaß macht. So viel Spaß, dass man Lust hat, es regelmäßig zu machen. Wer wirklich jahrelang nichts gemacht hat, kann mit Dehnübungen (Dehnen ist SO gut und wichtig) und leichtem Laufen anfangen. Viele entdecken gerade Tennis wieder. Pilates, Yoga, HIIT, Golf, Schwimmen. Was auch immer euch gefällt. Es sollte etwas sein, das ihr gerne regelmäßig macht. Die Einheiten müssen nicht lang sein, dann bekommt man sie auch eher im Alltag unter.
Laufen ist zum Beispiel toll. Schuhe an, los. Man braucht nichts, man kann einfach loslegen. Wenn man nach einer viertel Stunde aus der Puste ist - dann ist das so, das nächste Mal geht es länger. Ich bin beim Laufen übrigens ein besonderer Fall, ich kennen Niemanden, der so läuft wie ich. Ein Ostheopath hat mir mal empfohlen, ohne Musik zu laufen, so bekäme man den Kopf wirklich frei. Das mache ich jetzt. Ich laufe komplett ohne Handy, also auch ohne Tracking, denn das hat mich frustriert - ich wurde einfach nicht besser. Ich laufe außerdem immer nur so 4 km. Finden manche lächerlich, aber es ist genau die Entfernung, die ich zeitlich und kräftemäßig gut schaffe. Nur so macht es mir Spaß, nur so mache ich es.
Oder eben eine Yogamatte besorgen, Youtube an und los. Ich empfehle Mady Morrison zum Anfang (Das ist mein Liebling, 20 Minuten!), wenn man drin ist, sind dynamische Yoga-Workouts mein Favorit, am besten mit anderen Menschen, ich liebe die Energie in Studios. Man kommt beim Vinyasa schnell in einen Flow - und dann ist es fast wie Tanzen. Ich mag besonders Jivamukti, manchen ist das zu spirituell, dann eben was anderes. Oder eben Pilates, Barre, oder klassische Workouts. Viele schwören auf Heather Robertson. Aber noch mal, es ist egal, was ihr macht. Hauptsache, ihr macht es.
Mein neuestes Ding ist Beat 81, ein Hiit Workout, meistens ein Zirkeltraining, bei dem konstant der Herzschlag gemessen wird. Das macht total Spaß, weil es so spielerisch ist. Ich mache es mit Freundinnen zusammen und wir sind nach 45 Minuten immer komplett durchgeschwitzt. Wundervoll. Egal, wie körperklausig und “unsportlich” man sich selbst findet. Ich bin überzeugt, dass jeder seine Bewegung finden kann. Geht mal auf die Suche!
Mittlerweile habe ich den Sport so in meinen Alltag gebaut, dass ich nicht mal mehr einen Schweinehund habe. Im Gegenteil, ich vermisse es jetzt, wenn ich zwei Tage nichts gemacht habe. Verrückt, oder? Hätte ich auch nie gedacht, aber es fühlt sich SO gut an. Wie gesagt, abgenommen habe ich dadurch nicht. Aber ich habe viel mehr Kraft. In den Armen (die Chaturanga-Arme), in den Beinen, vor allem im Rücken. Mir tut nichts mehr weh. Ich merke auch, wie gut sich die regelmäßigen Sporteinheiten auf meine innere Ruhe auswirken. Ich schlafe besser. Alles ist besser, wenn man sich regelmäßig bewegt. Es ist einfach so. Fangt einfach heute noch an. Und macht es für euch. Nicht für Instagram, nicht für die Blicke am Strand. Nur, damit ihr euch besser fühlt. Es wird funktionieren!
Biohacking
In meinem Umfeld sind einige Menschen richtige Biohacker geworden. Sie tracken sich andauernd mit diesem Oura Ring, mit Uhren oder Armbändern, machen Intervallfasten, nehmen Nahrungsergänzungsmittel und trinken „Bulletproof Coffee“, also eigentlich Kaffee mit Butter. Durch das zusätzliche Fett soll die Koffeinaufnahme im Körper verlangsamt werden - der Kaffee wirkt länger, man ist klarer. Ich bin da eher gemäßigt unterwegs. Aber Dinge wie eine gute Schlafhygiene (keine Bildschirme ab 21:30, Schlaftee, Abends lesen) und morgens eine Weile ins Licht schauen, tun auch mir irre gut.
Serientipps
Ich bin ein heimlicher Fan von Victoria und David Beckham - schon immer! Heimlich deswegen, weil ich sie eigentlich auch bissle drollig und peinlich finde (VB hat auch eindeutig etwas zu viel im Gesicht machen lassen, finde ich. Es sieht zwar gut aus, aber eben auch unglaublich unnatürlich). Fan bin ich, weil die beiden wirklich witzig sind, selbstironisch und authentisch. Sie machen sich das Leben schön, sind eine entzückende und liebevolle Familie. Bei der Doku hilft es natürlich, wenn man Fußball mag, sie ist aber auch ohne Fußball-Leidenschaft irre nett und witzig gemacht. Ach ja und - DIESE Szene! Priceless.
Ich habe das Buch, wie so viele andere, letztes Jahr verschlungen und freue mich maßlos auf die Serie. Zeit, mal wieder ein Apple Abo abzuschließen :)
Buchtipp:
Der Hausmann spielt in Neukölln (Wo sonst?!) und es ist wirklich ein besonderes Buch. Ganz verschiedene Erzähltechniken kommen da zusammen (sogar eine Graphic Novel!), es kommen junge und ganz alte Menschen zu Wort. Die Story ist bisschen überzogen, aber ey, nicht unmöglich. Ich habe es gern gelesen, sehr Berlin, sehr unterhaltsam!
Insta-Tipps:
Diese Ricotta-Pancakes mit Blaubeeren sind der Hit. Alternativ nehme ich auch manchmal Joghurt, und man kann auch Natron nehmen, dann muss man die Eier nicht unbedingt aufschlagen. Love it!
Und wer gerade ein bisschen Paris vermisst, ist hier gut aufgehoben. Ist oft auch sehr lustig!
Thanks for Reading!
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